18.11.2002: Amen acas kate!

WIR BLEIBEN HIER! PUNKT!

Roma aus Berlin haben heute das Karl-Liebknecht-Haus besetzt. Sie wehren sich gegen eine drohende Abschiebung nach Jugoslawien.

Ein Besetzerbrief an die Öffentlichkeit.


Amen acas kate !  Gruppe Berlin

An die Öffentlichkeit
Montag, den 18. November

Wir,
Roma aus Berlin, haben heute,
das Karl-Liebknecht-Haus besetzt.
(Landesverband der PDS, Kleine Alexander Straße 28, 10178 Berlin)
Hier bleiben wir erst einmal.
Warum?
Uns droht die Abschiebung nach Jugoslawien.
Die PDS ist in der Berliner Regierung. Die PDS hat mitbeschlossen, daß Roma in Berlin ein Bleiberecht erhalten sollen. Die PDS hat nicht verhindert, daß Innensenator Körting und seine wildgewordene Ausländerbehörde weiterhin unsere Menschen abschieben. Dabei trennen sie Familien, schieben Kranke ab, und es ist ihnen gleichgültig, was uns dort erwartet:

Wir haben in Jugoslawien keine Wohnmöglichkeit mehr. Es gibt für uns keinen sicheren Ort. Und es ist Winter.
Viele von uns können nicht einmal zu Verwandten, weil diese auch geflüchtet sind, bei den NATO Bombardements verletzt oder getötet wurden, oder in schlimmen Elend leben.
Wir werden dort diskrimiert. Das heißt z.B., daß die Polizei oder die Öffentlichkeit nichts dabei finden, wenn wir grundlos beleidigt oder geschlagen werden.
Arbeit können wir nicht finden. Wir werden für den Wiederaufbau nicht gebraucht.
Unsere Kinder können nicht zur Schule. Es fehlt schon das Geld für Lernmaterial.
Unsere Kranken werden nicht versorgt.

Die Ausländerbehörde behauptet, dort sei alles in Ordnung. Sie beruft sich auf die deutsche Botschaft und die serbischen Gesetze und Politiker.

Das sind Lügen. Gesetze und Politikerreden haben mit der Realität nichts zu tun. Wir erinnern daran, daß die demokratische Verfassung Jugoslawiens einen MiloÎevic nicht verhindert hat, und die NATO sich keinen Deut darum geschert hat, was auf dem Papier steht.

Im Zusammenhang mit uns wird aber gesagt, weil es zum Beispiel ein gutes Krankenversicherungsgesetz gibt, seien wir versorgt. Das ist eine Dreistigkeit.
Wir bekommen nichts, ob mit Versicherung oder ohne, weil wir Roma sind. Daß man dort jeden Arzt, jede Krankenpflege und jedes Medikament sowieso extra bezahlen muß, wird absichtlich verschwiegen.

Wir sehen uns zum Handeln gezwungen, weil wir den jahrelangen Psychoterror und die schamlosen Demütigungen durch die Berliner Ausländerbehörde in der Nöldner Straße nicht weiter ertragen können und wollen. Unsere Hoffnung auf die Zusage von Herrn Körting, er werde sich in der Innenministerkonferenz für ein Bleiberecht für Roma einsetzen, hat getrogen. Wer will ihm das glauben, wenn er weiter abschieben läßt und die menschenverachtenden Zustände in der Nöldner Straße duldet. Die Regierungsparteien protestieren nicht.

Wir glauben inzwischen, daß das alles beabsichtigt ist, um uns in Angst und Schrecken zu versetzen und uns zu demütigen.
Aber: Wir bleiben hier! Punkt!

Reicht es nicht,
– daß wir vor Krieg und Not flüchten mußten,
– daß viele von uns hier schon lange leben,
– daß unsere Kinder hier zur Schule gehen.

Wir erinnern daran, daß hundert Tausende von uns durch Deutsche ermordet wurden, um Deutschland von uns zu säubern, so wie es auch mit anderen gemacht wurde. Deutschland hat uns gegenüber eine historische Verantwortung.

Wir fordern daher von den Regierungsparteien und von Innensenator Körting:

  • Die Abschiebungen von Roma aus Berlin nach Serbien müssen sofort beendet werden!
  • Der Innensenator Herr Körting soll mit uns sprechen und uns erklären, warum er uns abschieben will.
  • Wir fordern Bleiberecht für Roma.

 

Wir bleiben hier! Punkt! ——————— Amen acas kate!

Kontakt:

Telefon: 030 – 24 009 236
Fax: 030 – 24 009 260
email: amen_acas_kate@gmx.de





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