Abschiebung von Herry H. trotz drohender Zwangsverheiratung
Flüchtlingsrat und Lesben- und Schwulenverband kritisieren Entscheidung der Berliner Innenverwaltung
Petition für Herry. H. unterzeichnen
Berliner Zeitung 19.04.12: Zwangsheirat – Die Braut wartet schon
Tageszeitung 25.04.2012: Eine gute Partie
Tagesspiegel 15.05.2012: Auf der Flucht vor der Familie
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Abschiebung von Herry H. trotz drohender Zwangsverheiratung
Am kommenden Donnerstag soll der aus Indonesien stammende Herry H. abgeschoben werden, obwohl ihm aufgrund seiner Homosexualität im Herkunftsland die Zwangsverheiratung droht. Die Familie von Herry H. hat gegen seinen Willen bereits eine Frau für ihn ausgesucht und die Hochzeit geplant.
Herry H. lebt seit über 13 Jahren in Deutschland, zuletzt hat er Elektrotechnik an der Technischen Universität Berlin studiert. Er spricht sehr gut Deutsch und engagiert sich ehrenamtlich für eine schwul-lesbische Jugendgruppe. Sein Coming-out hatte Herry H. in Deutschland. Seit sieben Jahren war er nicht mehr in Indonesien, da er dort aufgrund familiärer und gesellschaftlicher Zwänge als schwuler Mann nicht frei leben kann.
Weil er sein Studium aus gesundheitlichen Gründen abbrechen musste, forderte ihn die Berliner Ausländerbehörde zur Ausreise auf. Einen Antrag der Berliner Härtefallkommission auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis aus humanitären Gründen hat Innensenator Frank Henkel abgelehnt. Damit scheitert Herrys Traum, eine Ausbildung zum Koch zu machen – denn die ihm bereits zugesicherte Ausbildungsstelle in einem renommierten Hotelbetrieb kann er ohne Aufenthaltserlaubnis nicht antreten.
Der Flüchtlingsrat Berlin e.V. und der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) e.V. protestieren scharf gegen die vorgesehene Abschiebung von Herry H. und fordern die Berliner Innenverwaltung auf, Herry H. eine Aufenthaltserlaubnis zu erteilen.
Hierzu erklärt Jörg Steinert, Geschäftsführer des LSVD Berlin-Brandenburg:
„Erst im März 2011 hat der Bundestag ein Gesetz zum besseren Schutz vor Zwangsverheiratung beschlossen und seine Absicht betont, Opfer von Zwangsheirat besser zu schützen. Vor diesem Hintergrund und auch im Hinblick auf Deutschlands eigene Geschichte der Homosexuellenverfolgung ist es dringend geboten, Herry H. eine Aufenthaltsperspektive in Deutschland zu geben.“
Seit dem heutigen Montag ist im Berliner Abgeordnetenhaus eine Petition für Herry H. anhängig.
Pressekontakt:
Jörg Steinert, LSVD Berlin-Brandenburg, Tel.: 030-22 50 22 15
Martina Mauer, Flüchtlingsrat Berlin e.V., Tel.: 030-24344 57 62